Homepage
In Memoriam
Fotos
Zeichnungen
Persönliche Dinge
Musik
Testament
Letzter Brief
Hinrichtung
Zeitungsartikel
History
Beschreibung des Verbrechens
Gary braucht Hilfe
Sollte Gary ein neues State Habeas Corpus gewinnen...
Online Petition
Gouverneur zur Hinrichtung ein-geladen
Briefe an den Gouverneur
Briefe an das Parole Board
Freundin des Opfers vergibt Gary
So könnt ihr uns erreichen
Wie kann man helfen
Was passiert mit Eurem Geld, falls das Gericht eine Berufung ablehnt
Gebete
News
Links

Garys Hinrichtung


 


Gary schien in den Tagen vor seiner schrecklichen Ermordung am Dienstag stark und taff. Er sagte immer wieder, daß er okay ist, daß es ihm gut geht, aber ich kannte ihn besser. Obwohl er glücklicherweise Frieden geschlossen hatte und fest daran glaubte, gerettet zu werden und in den Himmel zu kommen, weiß ich auch, daß Gary nicht wirklich bereit war, zu sterben. Wie könnte er ? In einem seiner letzten Briefe schrieb Gary, daß er Frieden gefunden hat und diese Welt nicht als zorniger junger Mann verlassen wird, wie er es gewesen wäre, wenn sie ihn im November 2000 ermordet hätten. Er schrieb aber auch, daß er nicht bereit ist zu sterben. Er wollte diese Welt noch nicht so früh verlassen, vor allem nicht auf diese furchtbare und sinnlose Art.

Selbst während unseres letzten Besuches am Dienstag Vormittag war Gary noch ein bißchen optimistisch und erzählte mir ein paar Pläne, die er für die Zukunft hatte "... falls wir einen weiteren Aufschub bekommen". Nach dem Besuch seines Anwalts, der ihm sagte, daß der US Supreme Court ihn abgelehnt hatte, konnte ich jedoch die Veränderung in Garys Augen sehen. Ab diesem Moment hatte Gary absolut keine Hoffnung mehr. Gary wußte nun mit Sicherheit, daß sie ihn in wenigen Stunden ermorden werden. Trotzdem versuchte er noch, mich zum Lachen zu bringen, mir Witze zu erzählen, mich aufzumuntern. Aber wie hätte ich in dieser Situation noch lachen können ? Als ich weinte, konnte Gary mich nicht mehr ansehen, weil er nicht zusammenbrechen wollte. Er wollte weder, daß die Wärter, noch andere Häftlinge, ihn weinen sehen. Gary war ein sehr verletzlicher und sensibler Mann, der sogar weinte, wenn er ein romantisches oder trauriges Countrylied hörte. Er hat mir oft geschrieben, ob ich mir vorstellen kann, wie all diese Menschen, die ihn hassen ... was die denken würden, wenn sie wüßten, daß der Mann, den sie für ein Tier oder Monster halten, dieser angeblich so blutrünstige Mörder, daß der in seiner Zelle sitzt und weint, nur wegen eines traurigen Countryliedes. So war Gary, stark und taff nach außen, schwach, verletzbar, süß und so leicht zu verletzen im Inneren.

Selbst als wir uns verabschieden mußten, sagte Gary noch, daß er in Ordnung sei, er sagte aber auch, wenn er seine wahren Gefühle zeigen würde, würde er zusammenbrechen und weinen und könnte nie wieder aufhören zu weinen. Bereits um 11.50 Uhr wurde er abgeholt und ich mußte den Besuchsraum verlassen. Btw ... während des Besuchs kam ein Wärter und fragte Gary allen ernstes, was mit dem Geld geschehen soll, das noch auf seinem Trust Fund Account verblieben ist. Sie füllten Formulare aus, es war ein Haufen Papierkram, Gary mußte ein Formular unterschreiben und sie taten, als sei das jetzt furchtbar wichtig. Dabei sprachen sie von einem Betrag in Höhe von 0,01 Dollar ! Wir haben immer gewußt, daß dieses Gefängnis verrückt ist, aber wie können sie Formulare für einen einzigen Cent ausfüllen ?

Später am Nachmittag konnte mich Gary im Hospitality House anrufen und wir konnten ungefähr 20 Minuten am Telefon miteinander sprechen. Zu meiner Überraschung hat sein Bruder Michael Ellis Etheridge, der der wahre Mörder des Opfers ist und der mir erst kürzlich einen Brief schrieb, in dem er erwähnte, daß er Angst davor hat, Gary könnte ihn in seinem letzten Statement als Mörder beschuldigen und dies könnte seine eigenen Chancen auf Bewährung verringern, in der Walls Unit angerufen, um mit Gary zu sprechen. (Michael sitzt eine lebenslange Haftstrafe für den Mord an seinem eigenen Baby ab.) Die beiden konnten zum ersten Mal seit 12 Jahren miteinander sprechen. Als ich Gary fragte, was Michael denn von ihm wollte sagte Gary, daß er keine Ahnung hat. Sie haben nur wenige Minuten miteinander telefoniert und sich über "normale Dinge" unterhalten. Gary sagte, daß Michael es zwar nicht extra erwähnte, daß es ihm aber so vorkam, daß der einzige Grund, warum ihn Michael anrief der war, weil er immer noch so besorgt ist, daß Gary etwas tun könnte, das ihm seine Bewährung verwirken könnte. Was für eine Bruderliebe ist das ? Gary stirbt für ihn und dieser Feigling denkt nur daran, seinen eigenen Arsch zu retten.

Zum Glück konnte Gary auch mit seinen süßen Töchtern sprechen. Das hat ihm sehr viel bedeutet. Er war so glücklich, ihre Stimmen noch einmal zu hören. Brittany vermittelte ihm Stärke und erinnerte ihn daran, an Jesus zu denken. Brandi weinte am Telefon, ebenso seine Ex-Frau Teresa.

Als ich kurz nach sechs Uhr in den Zeugenraum kam lag Gary bereits da. Er trug ein dunkelblaues Hemd und sein Körper war mit einem Tuch abgedeckt. Man konnte nur sein Gesicht, die Arme und seinen Oberkörper sehen. Er war angeschnallt und seine Hände waren bandagiert. Ich weiß nicht, warum sie das tun. Man konnte seine Hände und Finger nicht mehr sehen. Die Nadeln konnte man nicht sehen, weil sie mit Mull oder ähnlichem abgedeckt waren. Gary wartete bereits auf mich. Er sah mich an von dem Moment an, als ich herein kam. Der Warden stand an Garys Kopf, an seinen Beinen stand der Gefängnispriester. Der Priester hatte während des ganzen Vorgangs seine Hand auf Garys Bein gelegt.

Gary sagte mir, daß er mich liebt und formte seine Lippen zu einem Kuß. Dann fragte er, ob ich ihn hören kann, aber das Mikrophon war noch nicht eingeschaltet. Er wirkte verloren, hilflos und wußte nicht, was er tun sollte. Kein Wunder, nachdem er nie zuvor in dieser schrecklichen Situation war. Ich habe keine Ahnung, wie ich das geschafft habe, aber von dem Moment an, als ich meinen Schatz sah, bis zu dem Augenblick, in dem er für tot erklärt wurde, habe ich ihn angelächelt. Ich habe gelächelt und geweint, beides zur gleichen Zeit. Ich habe ihn zärtlich angelächelt, weil ich wollte, daß er als letztes vor seinem Tod das Gesicht sieht, das er über alles geliebt hat. Ich wollte ihn glauben machen, daß ich in Ordnung bin, aber das war ich natürlich nicht !!! Es war furchtbar und so entsetzlich, meinen geliebten Gary dort angeschnallt zu sehen. Er war so besorgt und durcheinander und wußte nicht, wann er mit seinem Statement beginnen sollte. Gary war immer so stark, so stolz und selbstbewußt und es tat so weh, ihn so hilflos zu sehen und ich konnte nichts mehr für ihn tun.

Gary fragte den Warden, ob er jetzt mit seinem Statement beginnen soll und ob das Mikrophon eingeschaltet ist. Als es eingeschaltet war, drehte er seinen Kopf ein wenig in Richtung der Opferfamilie und sagte "Das ist für die Opferfamilie. Es tut mir leid für das, was Euch genommen wurde. Ich hoffe, daß Ihr Frieden findet." Ich war sehr überrascht, ihn das sagen zu hören, denn sogar noch in unserem letzten Telefonat sagte Gary, daß er nichts zur Opferfamilie sagen wird, weil er ihnen nichts zu sagen hat. Gary sagte, nachdem er das Mädchen nicht getötet hat, habe er ihnen nichts mitzuteilen. Ich habe ihm sogar geraten, nichts zur Opferfamilie zu sagen, weil ich glaube, daß sie eine Entschuldigung für ein Geständnis halten würden, daß sie es sowieso falsch auslegen würden ... Ich sagte Gary ... Du schuldest ihnen nichts, Du gibst ihnen bereits Dein Leben ... was brauchen sie sonst noch von Dir ? In letzter Minute hat Gary offenbar seine Meinung geändert und ein paar Worte an sie gerichtet. Ich denke, daß er es getan hat, weil er diese Welt in Frieden verlassen wollte.

Danach sah Gary mich wieder an und versuchte, mich anzulächeln. Er hauchte mir einen weiteren Kuß zu und sagte "Für meine süße Claudia. Ich liebe Dich. Bleib stark und baue weiter auf (er meinte damit, mein weiteres Leben ohne ihn) und paß auf Dich auf." Mir war nicht bewußt, daß Gary mit seinem Statement fertig war, nachdem er dem Warden nicht sagte, daß er fertig ist. Jeder schien etwas konfus zu sein. Gary sah den Warden an, eine Frau kam aus dem Raum, von dem aus die Knöpfe betätigt werden, die das Gift in seine Adern fließen lassen und sie fragte etwas und weil Gary nochmal zu sprechen begann, war es mir immer noch nicht klar, daß sie bereits begonnen hatten, ihn zu ermorden. Ein weiteres Mal formte Gary seine Lippen zu einem Kuß und sagte mit immer noch fester Stimme "Ich hoffe, daß dies ein Abschluß für die Opferfamilie ist und für jeden." Während er sprach und mich ansah hatte Gary sein Gesicht in meine Richtung gedreht, aber als das Gift durch seine Adern floß fiel sein Kopf in natürlichem Reflex zurück und wegen der Konfusion und weil ich nicht wußte, ob er mit seinem Statement nun fertig ist oder nicht und weil ich wohl immer noch nicht glauben konnte, daß sie es wirklich tun, wurde mir erst wirklich bewußt, daß sie jetzt angefangen hatten, ihn zu töten, als Gary dalag und sich seine Augen sanft schlossen. Selbst während des Tötungsvorgangs sprach Gary noch einmal. Es brach mir das Herz, als er sagte "Ich fühle es jetzt brennen" und "Ich werde richtig schwindelig" und ich hoffe so sehr, daß er wenigstens den Schmerz nicht mehr spürte, als seine Lungen zerstört wurden. Das letzte Geräusch, das von Gary zu hören war, klang ein wenig nach schnarchen und so, als ob er noch einmal tief einatmen wollte, es aber nicht mehr konnte.

Von dem Moment an, in dem ich den Zeugenraum betrat, bis Gary seine Augen schloß, hatte er Tränen in den Augen. Ich bin froh, daß er die Opferfamilie nicht direkt angesehen hat und man konnte es nicht an seiner Stimme hören, daß ihm nach Weinen zumute war. Ich war froh, daß nur ich die Tränen in seinen Augen sehen konnte. Die Reporter konnten es nicht sehen (zumindest wurde es in keiner Zeitung erwähnt) und die Opferfamilie konnte seine Tränen nicht sehen, weil Gary seinen Kopf nicht so weit drehte. Ich war so glücklich für ihn, daß er nicht zusammenbrach, während er auf dem Tisch lag und seine letzten Worte sprach, weil er es gehaßt hätte, vor der Opferfamilie, vor den Polizisten, die gegen ihn ermittelt hatten und vor den Leuten, die ihn ermorden, zusammenzubrechen.

Um 18:22 Uhr erklärte ein Arzt Gary für tot, neun Minuten nachdem sie um 18:13 Uhr begonnen hatten, ihn zu ermorden. Gary hoffte so sehr, daß dies ein Abschluß für die Opferfamilie sein wird, obwohl er das Mädchen nicht ermordet hat, aber ich hoffe das nicht. Ich weiß, daß man ihnen auch ein Leben genommen hat, aber ich kann es nicht glauben, daß die sinnlose Ermordung von meinem Gary anderen hilft, zu überleben oder sie aufzumuntern. Ich hoffe, daß sie besser sind, als das. Wie können sie jetzt, wo ein weiteres Leben ausgelöscht wurde, glücklich oder zufrieden sein ? Jetzt, wo eine andere Mutter weint, wo zwei unschuldige kleine Mädchen (12 und 13 Jahre alt) ohne ihren Daddy aufwachsen müssen. Wie kann es ein Abschluß für sie sein ? Was genau bedeutet das ? Ein Abschluß ? Garys Ermordung bringt das Opfer nicht zurück, wie könnte es also jemals ihren Schmerz lindern ? Ich fürchte, daß die Opferfamilie früher oder später entdecken wird, daß sich nichts in ihrem Leben ändert ... daß es keinen Abschluß für den Verlust gibt, den sie erlitten haben, weil sie ihre Lieben immer noch furchtbar vermissen werden.

Es ist so schwer zu beschreiben, was ich gefühlt habe. So sehr ich mich vor dem Anblick der Ermordung meines geliebten Mannes gefürchtet habe ... der Akt an sich war nicht so schrecklich, wie ich es erwartet hatte. Ich habe nie verstanden und habe es gehaßt, wenn Menschen sagten, daß die Männer nur einschlafen ... aber genauso wirkte es auf mich. Als Gary mit geschlossenen Augen dalag ... ich konnte es nicht glauben, daß es nun vorbei ist ... daß er nie wieder seine wunderbaren Augen öffnen wird, mich nie wieder anlächeln wird ... mir nie wieder sagen wird, daß er mich liebt ... aber wenigstens wirkte es auf mich so, als ob es ein "friedlicher Tod" war, als sei er wirklich nur eingeschlafen, soweit man die Ermordung eines jungen und gesunden Menschen überhaupt "friedlich" nennen kann. Wenigstens erschien es mir so, als ob Gary nun in Frieden ist und sicher in Gottes Hand. Gary war gläubig bis zum Ende. Er wurde sogar ziemlich ärgerlich, als ich ihm am Morgen seines letzten Tages sagte, daß ich nicht mehr an Gott glauben kann, wenn er am Abend ermordet wird. Wie kann ich an einen Gott glauben, der diese sinnlose, furchtbare, schreckliche Ermordung zuläßt ? Gary sagte mir aber, daß es einen Gott gibt, und daß er Gott heute abend gegenüber treten wird und er wußte, daß er gerettet sein wird, und daß er direkt in den Himmel kommen wird, und daß dies das Paradies sein wird, weil er ein guter Mensch ist. Gary wußte, daß er vieles in seinem Leben falsch gemacht hatte, aber wir alle wissen, daß er mehr für alles bezahlt hat, als ein Mensch jemals dafür bezahlen sollte. Gary fürchtete sich nicht davor, Gott gegenüber zu treten, denn er wußte, daß er gerettet sein wird. Gary flehte mich an, weiter an Gott zu glauben. Als ich ihn fragte, ob er daran glaubt, daß es Gottes Wille ist, wenn er heute nach 18.00 Uhr ermordet wird, sagte Gary „nein, das ist nicht Gottes Wille. Das ist, was Texas will, aber niemals im Leben ist das Gottes Wille."

Direkt nach der Hinrichtung, als ich Gary im Bestattungsinstitut sehen konnte, sah sein Gesicht durch die Veränderung seiner Hautfarbe schrecklich aus. Mir wurde zwar gesagt, daß sich die Haut sofort verändert, aber ich war nicht richtig darauf vorbereitet, weil ich nie zuvor eine Leiche gesehen habe. Ich habe mich gefürchtet und ich war so besorgt, daß Gary keinen Frieden gefunden hatte, weil er nicht sehr friedvoll aussah. Jedoch am Mittwoch und Donnerstag nach der Hinrichtung erschien der Ausdruck auf seinem Gesicht mehr entspannt und friedvoll. Am Freitag Morgen konnte ich Gary ein letztes Mal sehen und danach wurde sein Körper eingeäschert und ich nahm seine Asche mit nach Deutschland, da dies Garys dringendstes Bedürfnis und sein größter Wunsch war ... mit mir nach Hause zu kommen, tot oder lebendig.

In seinem letzten Brief, den Gary vom Todeshaus aus, nur wenige Stunden vor seiner Hinrichtung schrieb, bat mich Gary, Texas und Amerika zu vergeben, aber wie könnte ich ? Sie haben ihm 12 Jahre nach einer Tat, die er nicht einmal begangen hat, nicht verziehen, warum sollte ich verzeihen ? Texas ließ Garys Herz aufhören zu schlagen, aber sie können den Geist und die Erinnerung nicht töten. Sie können mir seine Liebe nicht rauben. Gary wird in seinen wunderbaren, bezaubernden kleinen Mädchen Brittany und Brandi weiterleben. Sie sind sein Fleisch und Blut und Gary war so stolz auf sie und hat sie über alles geliebt, obwohl er sie 11 Jahre lang nicht sehen durfte. Erst letztes Jahr war es ihm möglich, sie nach all den Jahren wiederzusehen und das machte ihn so glücklich, füllte sein Herz mit kostbarer Freude. Gary wird in den Herzen und Erinnerungen so vieler Menschen auf aller Welt weiterleben, speziell in den Herzen seiner engsten Freunde. Und selbstverständlich werde ich niemals im Leben meinen Gary vergessen. Ich werde ihn bis zu meinem letzten Atemzug lieben. Er wird für immer in meinem Herzen sein, because he had me from Hello.

Ich werde es niemals glauben können, daß das wirklich passiert ist, daß sie es wirklich getan haben. Was ich mit ansehen mußte, ist ein Alptraum, der nie enden wird. Ich denke, erst nach der Hinrichtung habe ich verstanden wie wichtig es für Gary war, daß ich für ihn da war. Gary sah bereits zu dem Fenster, er wartete bereits auf mich, als ich in den Zeugenraum geführt wurde und abgesehen von den zwei Sekunden, als er den Warden fragte, ob das Mikro an ist und als er seinen Kopf leicht in Richtung der Opferfamilie drehte, sah er nur mich an. Von dem Moment an, in dem ich hereinkam, bis er starb. An dem Blick in seinen Augen sah ich, daß er in mir so etwas wie einen Rettungsanker sah. Wahrscheinlich war ich es. Und ich bin froh, daß nur ich die Angst und den Schmerz in seinen Augen sah, die Tränen. Es war sehr wichtig für Gary, daß ich dabei war, daß er nicht allein sterben mußte ... daß ich ihn am Ende nicht im Stich gelassen habe, wie er sein ganzes Leben von allen Menschen im Stich gelassen wurde. Ich hatte große Angst davor, bei der Hinrichtung dabeizusein, aber ich wußte, daß ich es für ihn tun mußte. Niemals hätte ich meinen Gary alleine gelassen. Meine Liebe zu ihm war größer als die Angst.

Ich hoffe und wünsche, daß diese barbarischen Mörder, all die Menschen, die dabei helfen, diese armen Männer in der Todeszelle zu ermorden, irgendwann ihre gerechte Strafe bekommen. All die Richter und Anwälte, die Mitglieder des Begnadigungsausschusses, der nicht begnadigt, der Gouverneur, dieser Serienkiller von einem Präsidenten. Früher oder später werden sie Gott ebenfalls gegenübertreten und dann müssen sie erklären was sie getan haben und warum sie es getan haben. Ihre Verbrechen sind viel barbarischer, gemeiner, abscheulicher, denn sie tun es immer und immer wieder und sie tun es auf eine weitaus vorsätzlichere Art und Weise, als all diese Männer in den Todeszellen. Diese Männer haben vielleicht einen schrecklichen Fehler gemacht, Dinge gerieten außer Kontrolle oder was auch immer. Es kann niemals eine Entschuldigung für Mord geben, aber es gibt jede Menge Erklärungen, warum Dinge falsch laufen. Was der Staat jedoch tut ... nicht einmal der schlimmste Serienmörder würde sein künftiges Opfer 12 Jahre lang in einen kleinen Käfig sperren, nur um ihn eines lausigen Tages zu seiner Bestimmung zu transportieren und ihm eine tödliche Injektion zu geben. Niemand würde einen Mord so detailliert planen und sogar Menschen dabei zusehen lassen und dann behaupten, daß die Gerechtigkeit gesiegt hat. Es ist barbarisch, altmodisch und pervers.

Möge Gary nun in Frieden und im Paradies sein. Ich bin mir sicher, denn in der Hölle war er bereits 38 Jahre lang und er verdient nur das Beste nach diesem furchtbaren Leben und ich hoffe so sehr, daß wir uns wiedertreffen werden. Wie könnte ich ohne die Hoffnung, meinen Schatz wiederzusehen, weiterleben ? Ich denke Gary ist bei mir, in allem, was ich tue. Ich fühle ihn bei mir. Er wacht über mich, gerade so, wie er es mir versprochen hat, falls Gott es ihm erlaubt. Ich spreche mit Gary jeden Tag. Ich denke jede Sekunde an ihn, Tag und Nacht und ich weiß, daß er jedes meiner Worte hören kann.

Ich danke allen Freunden und meiner Familie, den Anwälten ... all den neuen Freunden auf der ganzen Welt, die ich gefunden habe, während wir diesen Kampf kämpften. Ich danke für die Hilfe und Unterstützung, dafür, daß Ihr für mich da wart in dieser schrecklichen Zeit. Es ist furchtbar und eine Schande, daß wir Garys Leben nicht retten konnten ... so wie wir das Leben von so vielen Männern und Frauen zuvor nicht retten konnten ... wir können aber nicht zulassen, die Hoffnung aufzugeben. Eines Tages müssen sie mit diesem Wahnsinn aufhören. Früher oder später müssen sie die Todesstrafe abschaffen. Ich werde es nie verstehen, wie diese Leute in Texas und Amerika mit der Schuld leben können ... wie sie nachts noch schlafen können. Sie nennen es Gerechtigkeit, Leben zu nehmen, aber wie kann man Menschen lehren, daß Töten falsch ist, indem sie selbst töten ? Wie können sie das tun und ganz normal weiterleben ? Ein Leben bedeutet ihnen nichts. Sie sind nicht daran interessiert, ob jemand das Verbrechen begangen hat oder nicht. Sie sind nur daran interessiert für einen Mord ebenfalls jemanden zu ermorden, ganz egal, ob dieser Mensch schuldig ist oder nicht. Sie nehmen Leben einfach nur so, als wenn es überhaupt nichts wert wäre und nennen es Gerechtigkeit. Sie glauben sogar, daß sie die besseren Menschen sind. Aber das sind sie nicht.

Ich habe Gary oft gesagt, daß er ein besserer Mensch ist, als die. Sicher, Gary war ein Kleinkrimineller und landete oft im Gefängnis, aber er war kein schlechter Mensch. Er war der Mann mit dem größten Herzen, das ich jemals kennengelernt habe, mit dem verzweifelten Bedürfnis nach Liebe und ein wenig Aufmerksamkeit. Beides hatte er nie bekommen, bevor wir uns trafen. Ja, er traf im Leben oft falsche Entscheidungen, aber nur, weil niemals jemand an ihn geglaubt hatte. Gary hat niemals Liebe erfahren. Er erfuhr keine Liebe von seinen Eltern und nicht von seiner Ex-Frau oder seinen Ex-Freundinnen. Er hatte ein kaltes leeres Herz und wurde ein zorniger junger Mann, weil er nie die tiefe, wahre und aufrichtige Liebe erfuhr, die wir beide 2 Jahre lang teilten. Der Mangel an Liebe war der einzige Grund, warum er diese verdammten Drogen so oft genommen hatte. Er hatte das Bedürfnis, eine Leere zu füllen und er versuchte, Probleme zu lösen, indem er Drogen nahm. Leider verstand Gary erst, als es zu spät war, daß Drogen keine Probleme lösen können.

Ich danke Gott, daß er uns in diesem Leben zusammengeführt hat. Ich danke Gott für diese 2 wunderbaren Jahre, die wir zusammen hatten, am meisten für die kostbare zusätzliche Zeit, die wir nach dem Aufschub im November 2000 hatten, in der unsere Liebe stärker wachsen konnte und wir sogar heirateten. Ich danke Gott, daß ich Gary kennenlernen durfte. Und ich danke Gary dafür, daß er mich geliebt hat. Danke dafür, daß Du Deine kleine Welt und Dein kostbares Leben 2 Jahre lang mit mir geteilt hast und dafür, daß Du mich in Dein Herz gelassen hast. Du hast mir einmal gesagt, daß Du Dein Leben vertan hast und Dein Leben keine Bedeutung hat, aber das ist nicht wahr, mein Schatz. Wie kann ein Leben keine Bedeutung haben, wenn Dich so viele Freunde niemals vergessen werden und Du für immer in meinem Herzen weiterleben wirst ? Ich liebe Dich und wir werden uns wiedersehen. Adios, God bless, until we meet again. Deine Claudia


 
   
 
Download dieser Website als PDF (Portable Document Format) für Acrobat Reader Top
 
  Webdesign 2001 by KonzeptWeb.com, 2002 by asd-sign.de - Realised by asd-sign.de